Warum jetztzeit

Den Namen »Jetztzeit« haben wir von Walter Benjamin übernommen. Benjamin verdeutlicht mit diesem Begriff, dass es unterschiedliche Vorstellungen der Gegenwart gibt:
Gegenwart ist nicht nur etwas automatisch Gegebenes, welches mit
jedem morgendlichen Aufwachen aufs Neue vorhanden ist. Gegenwart
ist auch eine Möglichkeit, die aktiv gestaltet und eingefordert werden muss. Mit anderen Worten, die erfüllende Gegenwart, welche Benjamin
mit »Jetztzeit« umschreibt, entsteht nur, wenn wir uns bewusst für deren Herstellung einsetzen.
Dieses Verständnis deckt sich mit unserer Vorstellung eines demokratischen Miteinanders: Demokratie ist dementsprechend nicht nur ein Gegebenes – etwa alle paar Jahre wählen zu gehen oder verfassungsmäßig verbriefte Grundrechte zu genießen –, sondern Demokratie ist nur dann vorhanden, wenn wir aktiv demokratisch leben, also die Teilnahme am gesellschaftlichen Miteinander für alle herstellen und voraussetzen. Dies bedeutet genau hinzusehen, wie wir zusammenleben, und es als geteilte und gemeinsame Aufgabe zu verstehen, Demokratie herzustellen: beim Wohnen, in der Schule, beim politischen Aktivismus, in der Nachbar*innenschaft, beim Arbeiten,
in der Familie und in Freund*innenschaften – jeden Tag aufs Neue.

Dies bedeutet persönlichen Einsatz…

      um laut zu werden, wenn nicht alle gleichermaßen am Miteinander teilnehmen und
      teilhaben können.

      um »Nein!« zu rufen, wenn das persönliche Wohlbefinden nicht respektiert
      wird.              

      um wehrhaft zu sein, wenn demokratische Überzeugungen eingeschränkt und infrage
      gestellt werden.

      um »Jetzt« zu sagen, wenn die Frage kommt, wann die Zeit gegeben ist, um all dies
      umzusetzen.